„Persönliche Zertifikate erheben den Anspruch, einen zuverlässigen Nachweis über individuelle Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen zu bieten.“ Dieses Zitat stammt von einer Website, die Expertenratschläge im Internet anbietet. Ich glaube, dass die meisten Menschen in der Computerbranche zustimmen würden, dass es wertvoll ist, ein praxisbezogenes Zertifikat vorzulegen, das zeigt, dass der Inhaber ein Experte in einem bestimmten Bereich ist, der durch eine anerkannte Prüfung nachgewiesen wurde. Allgemeine Zertifikate, die hauptsächlich theoretisches Wissen vermitteln (z. B. „IT-Berater“ oder „IT-Manager“), sind bei Einstellungen und Beförderungen nicht unbedingt von gleichem Wert.
Wenn aber eine fachliche Zertifizierung von Bedeutung ist, inwieweit sollten Personalverantwortliche dann auf die von Bewerbern und Mitarbeitern vorgelegten Zertifikate achten, zunächst bei der Personalauswahl und dann bei der Personalentwicklung? Ein aktueller Beitrag in diesem Blog, Helfen Sie Ihrer Karriere auf die Sprünge: Zertifizierungen und Einstellungen von Yusei Kariya, führt in dieses Thema ein. Mein Artikel geht auf die Vorteile von Zertifizierungen für die Personalabteilung ein.
Bei der Personalbeschaffung liegen die Vorteile einer Zertifizierung für die Personalabteilung und die Führungskräfte auf der Hand: Ein Zertifikat weist die beruflichen Fähigkeiten des Bewerbers in dem jeweiligen Bereich eindeutig nach. Außerdem lassen sich konkurrierende Bewerber anhand von Zertifikaten leichter vergleichen, da sie definiertes und standardisiertes Wissen repräsentieren.
Aber wie sieht es mit der Personalentwicklung aus? Arbeitnehmer wollen ihr Wissen und ihre Karrierechancen erweitern, das ist keine Frage. Die Mitarbeiter haben auch immer selbst gute Ideen, in welche Richtung sie gehen wollen und wie ihr Arbeitgeber sie dabei mit den Ressourcen Zeit und Geld unterstützen kann. Bei dieser Diskussion rückt das Thema Zertifizierung für das Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber in den Fokus:
Für den Arbeitnehmer liegt der Vorteil einer Zertifizierung auf der Hand: Sie steigert seinen Wert als Arbeitnehmer, er hat bei Bewerbungen den Vorteil, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten einfach und standardisiert nachweisen zu können, sie bietet die Möglichkeit, sich von anderen Bewerbern oder Kollegen abzuheben, und Zertifikate bilden sogar die Grundlage für eine weitere, möglicherweise höhere Position im Unternehmen und eine höhere Vergütung.
Vor allem in vielen europäischen Ländern sind Abschlüsse und Zertifikate eine wichtige Grundlage für die Personalauswahl. Anders als in den USA, wo gute und ausführliche Zeugnisse bei der Stellensuche immer noch von Vorteil sind, spielen in der EU und insbesondere in Deutschland eine Vielzahl von Zeugnissen und Zertifikaten eine Rolle, auch wenn ihre Bedeutung in den letzten zehn Jahren abgenommen hat.
Der zuvor erwähnte Vorteil für den Arbeitnehmer ist eigentlich eine potentielle Gefahr für den jeweiligen Arbeitgeber, denn der hochqualifizierte Mitarbeiter könnte in den Fokus von Abwerbungsversuchen geraten. Dennoch bieten die Zertifizierungen der Arbeitnehmer ihrem Arbeitgeber mehrere Vorteile:
Der Mitarbeiter ist motiviert, eine bestimmte Zertifikatsausbildung zu absolvieren, wenn diese ihm empfohlen und gewährt wird, da diese Ausbildungen meist im oberen Preissegment liegen und eine private Anmeldung einen hohen Zeit- und Kostenaufwand erfordern würde.
Außerdem kann das Unternehmen sicher sein, dass der Mitarbeiter nicht nur fünf Tage in einem schicken Hotel oder Tagungszentrum in einer attraktiven Stadt oder am Urlaubsort verbringt, sondern etwas Sinnvolles lernt und engagiert bei der Sache ist, denn am Ende steht eine Prüfung, die bestanden werden muss, um das Zertifikat zu erhalten.
Dies ist nicht nur in der IT-Branche wichtig, sondern auch in vielen anderen Branchen, die nach bestimmten Standards zertifiziert sind und in denen Zertifizierungen bei regelmäßigen externen Audits einen unbestrittenen Kompetenznachweis erbringen können. Damit werden Zertifikate auch zu einem festen Bestandteil des Qualitätsmanagements.
Nach diesem kurzen Exkurs kehren wir zu der Frage zurück, ob Zertifikate als Instrument der Personalentwicklung geeignet sind.
Die Antwort liegt meiner Meinung nach auf der Hand. Ich sehe in der Gewährung von Zertifikatsausbildungen ohne Frage eine Win-Win-Situation. Wie bereits hervorgehoben, befürchten manche Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter abwandern, weil Zertifikate sie für andere Unternehmen interessant machen. Diese Befürchtung vernachlässigt jedoch die vielen anderen Faktoren, die bei der Entscheidung für eine Kündigung und einen Arbeitsplatzwechsel eine Rolle spielen, abgesehen von den durch Zertifikate nachgewiesenen beruflichen Qualifikationen.
Umgekehrt ist ein Zertifikat als Personalentwicklungsinstrument immens wichtig, denn neben den Kernfaktoren Führung, Wertschätzung, Klarheit der Aufgabe, persönlicher Freiheitsgrad bei der Aufgabenerfüllung und allgemeinen „Job-Hygiene-Faktoren“ (Gehalt, Urlaub, Sozialleistungen etc.) bietet ein Zertifikatstraining die einmalige Chance, den Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden und die Mitarbeitermotivation zu steigern. Wer sich all dieser Kernfaktoren in seinem Job sicher sein kann, sieht in einem vom Arbeitgeber gewährten Zertifikatslehrgang nicht nur den persönlichen Gewinn für die berufliche Tätigkeit des Mitarbeiters, sondern die Gesamtheit der oben beschriebenen persönlichen und betrieblichen Vorteile. Diese Attraktivität erhöht die persönliche Identifikation mit dem Unternehmen deutlich.
Die Bedeutung von Zertifikaten im Bereich der Personalentwicklung ist also ein zweischneidiges Schwert. Aber behutsam eingesetzt, bleiben die positiven Aspekte von Zertifikaten letztlich für alle Seiten im Vordergrund.